Balingen:
Von Popcorn bis Anti-Beschlag-Spray: Junge Nachwuchsforscher bei „Schüler experimentieren“
Von einem Brillen-Anti-Beschlag-Spray bis hin zur optimalen Herstellung von Popcorn - all das und noch viel mehr präsentierten junge Forscher am Freitag beim Landeswettbewerb „Schüler experimentieren“ in der Balinger volksbankmesse. Dabei handelt es sich um die Juniorsparte von „Jugend forscht“, einem der wichtigsten naturwissenschaftlich-technischen Wettbewerbe in Deutschland. Wir waren für Sie vor Ort und haben uns die Projekte der Nachwuchsforscher angeschaut.
Insgesamt 88 junge Forscher konnten sich für das Landesfinale von „Schüler experimentieren" qualifizieren. Die Teilnehmer sind Schüler aus Baden-Württemberg, angefangen bei der 4. Klasse bis hin zum 15. Geburtstag. Hier beim Finale präsentierten alle voller Stolz ihre innovativen Forschungsprojekte – der Kreativität waren dabei keine Grenzen gesetzt.
"Jeder sucht sich sein Thema selbst aus. Viele Teilnehmer haben die Idee für ihr Projekt z.B. im Alltag bekommen. Einzige Voraussetzung: das Thema muss in mindestens einen unserer sieben Fachbereiche passen: Arbeitswelt, Biologie, Chemie, Geo- und Raumwissenschaften, Mathe / Informatik, Physik und Technik", erklärt Landeswettbewerbsleiterin Lia Hasenmaier.
Getreu dem diesjährigen Motto „Mach dir einen Kopf" haben die Nachwuchsforscher zahlreiche kreative Ideen und Projekte umgesetzt. Von induktiv geladenen Computermäusen, einem Vogelhaus mit autarkem Kamerasystem bis hin zu detaillierten Analysen von Hühnern und ihren Eiern war alles vertreten. Eine Fachjury hat sich die Projekte angeschaut und schließlich in jedem Fachbereich die Gewinner gekürt.
Im Fachbereich „Arbeitswelt" konnten sich Nele Rathfelder, Luis Hechler und Sophia Schüle von der Gemeinschaftsschule Neubulach den ersten Platz sichern. In ihrem Projekt sind sie dem Popcorn auf dem Grund gegangen. Dafür haben sie verschiedene Hypothesen aufgestellt: "Die erste Hypothese ist, dass der Maiskorn einen Einfluss auf das fertige Popcorn hat. Dafür haben wir drei Tabellen erstellt, jeweils für kleine Körner, große und längliche Körner und für mittlere und runde Körner. Das fertige Popcorn haben wir dann gemessen und miteinander verglichen. Unser Sieger sind mittlere und runde Körner, da bekommt das spätere Popcorn die beste Form", erklärt Sophia Schüle.
Aber nicht nur der Maiskorn, sondern auch die Herstellungsmethode wirkt sich auf das fertige Popcorn aus: "Die Herstellungsmethode beeinflusst das Ploppverhalten. Wir haben 63 Gramm Mais in verschiedene Maschinen gepackt, z.B. in die Heißluftmaschine, Popcornmaschine, die Mikrowelle und den Backofen. Eine gleichmäßige Wärmezufuhr ist für ein gutes, rundes Popcorn wichtig. Den Platz 1 belegt deshalb die Heißluftmaschine, denn hier ist das schnellste und rundeste Popcorn entstanden", so Luis Hechler.
Der Landessieg für das beste interdisziplinäre Projekt ging an Stefan Bui vom Stiftsgymnasium Sindelfingen. Er hat ein Brillen-Anti-Beschlag-Spray entwickelt: "Wenn ich mich im Winter bei kalten Bedingungen draußen aufhalte, kommt es vor, dass meine Brille beschlägt. Grund dafür ist eine Fettschicht, die mit den Fingern auf die Brille kommt. Diese Fettschicht kann man mit einer Reinigungslösung entfernen, die Lösungsmittel und Tenside enthält."
Das Spray basiert auf alltäglichen Reinigungsmitteln. Das Besondere: Die Menge an Reinigungsmittel, die man für 1000 Anwendungen des Sprays braucht, kostet umgerechnet nur zwei Cent. Und leicht herzustellen ist es auch: "Ein Zehntel Reinigungslösung und die restlichen neun Zehntel sind Wasser. Dann schütteln und fertig ist die Mischung", erklärt Bui.
Eine Auszeichnung ging auch nach Balingen, und zwar der zweite Platz im Fachbereich Geo- und Raumwissenschaften. Lukas Schaub, Jannik Fischer und Erika Kozhuharova vom Gymnasium Balingen haben untersucht, wie schnell und wie stark sich unterschiedliche Böden im Sommer erhitzen.
"Wir haben im Sommer auf unserem Kunstrasenplatz Fußball gespielt und sogar bei Schuhen mit dicker Sohle ist es richtig heiß geworden, du konntest einfach nicht mehr auf diesem Rasen laufen. Deswegen wollten wir herausfinden, wie warm sowas werden kann", erzählt Lukas Schaub.
Dafür haben sie die Erwärmung von Kunstrasen, aber auch von Rindenmulch und Steinen bei direkter Sonneneinstrahlung gemessen. "Wir waren sehr überrascht beim Rindenmulch. Den haben ja sehr viele Leute im Garten, aber sobald der trocken ist, erhitzt der sich fast so stark wie Steine. Es ist aber gar nicht allgemein bekannt, dass sich Rindenmulch oder auch Kunstrasen so stark erhitzen kann. Schottergärten sind ja verboten, aber Kunstrasen und Rindenmulch sind auch nicht besser", so die beiden Forscher.
Die ersten drei Plätze in jedem Fachbereich erhalten ein Preisgeld in Höhe von 75 bis 150 Euro. Es gibt auch Sonderpreise, die mit Experimentierkästen oder Eintritten, z.B. in die experimenta, belohnt werden. Aber das wohl Wichtigste ist unbezahlbar: Für alle Nachwuchsforscher war es der erste Schritt in ihren frühen Karrieren.